Hochschule Mittweida begrüßt Jubiläumsjahrgang
Studienanfänger in der Stadtkirche feierlich immatrikuliert. Geschichtsträchtige Atmosphäre anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Hochschule.
Da saßen sie: die neuen „Erstis“, voller Wissensdurst und Tatendrang am Beginn des neuen Lebensabschnitts und gleichzeitig andächtig gespannt auf das, was sie bei ihrer Feierlichen Immatrikulation in der Stadtkirche „Unser lieben Frauen“ erwartet. Über 300 der mehr als 2400 neuen Studenten der Hochschule waren gemeinsam mit stolzen Anghörigen und Freunden gekommen, um feierlich in die große Hochschulfamilie Mittweida aufgenommen zu werden.
Den Empfang bereiteten ihnen neben der Professorenschaft im 150. Jubiläumsjahr der Hochschule auch drei historische Persönlichkeiten: der Bürgermeister aus den Gründungsjahren Oskar Friedrich Kunze alias Oberbürgermeister Ralf Schreiber und Hochschulgründer Wilhelm Heinrich Uhland alias Michael Kreskowsky sowie einer der ersten Direktoren der Hochschule, Carl Georg Weitzel. Den verkörperte Rektor Ludwig Hilmer persönlich. Hilmer bat den Jubiläumsjahrgang um Verständnis für die geschichtsträchtige Atmosphäre, anschließend immatrikulierte er stellvertretend für die Kommilitonen namentlich je ein Geburtstagskind pro Fakultät aus dem Kreis der Studienanfänger.
Damit studieren in diesem Wintersemester 6800 Studenten an der Hochschule, soviele wie noch zuvor. Den seit einer Woche auch offiziell vom Freistaat Sachsen bestätigten Titel "Hochschulstadt Mittweida" trage die Stadt mit ihren rund 15.000 Einwohnern verdientermaßen, wie Oberbürgermeister Ralf Schreiber noch einmal betonte. Die Studierenden würden vor allem von der optimalen Betreuungssituation in Mittweida profitieren. In bundesweiten Rankings erreiche die Hochschule hier jedes Jahr Spitzenplätze. Zudem gratulierte er den Neuankömmlingen noch einmal zu der Entscheidung, ihre Wahlheimat nach Mittweida verlegt zu haben.
„Das war wirklich eine Welt, ja es war beinahe die Welt.“, hieß es schon zu Zeiten der berühmten Mittweidaer Studenten August Horch und Friedrich Opel über die internationale Ausrichtung. Auch in diesem Jahr nahmen wieder 295 internationale Studierende ihr Studium in Mittweida auf. „Und wir haben die Welt wieder bei uns. In Form von Menschen die auf der Flucht sind“, berichtete Rektor Ludwig Hilmer von den 140 Flüchtlingen, die derzeit in der Hochschulsporthalle leben. Nie in den 150 Jahren ihrer Geschichte habe die Hochschule so stolz auf ihre Studierenden sein können wie in diesem Moment, bedankte er sich für die engagierte Hilfe aller freiwilligen Helfer.
Auch Pfarrer Johannes Grasemann, der die Erstsemester in seiner Kirche willkommen hieß, nahm noch einmal Bezug auf die Situation: „Die neuen Studenten sind aus dem Nest geflüchtet. Wie die Fremden, unterwegs auf ein fernes Ziel hin.“
Der Vorsitzende des Studentenrats Gordon G. Oswald ermutigte die Neuankömmlinge, Fuß zu fassen in Mittweida und sich bei Problemen an den Studentenrat zu wenden. Auch er machte noch einmal aus eigener Erfahrung auf einen der Vorzüge der Hochschule mit ihrer familären Atmosphäre aufmerksam: „Bei uns bekommt jeder einen Platz - und das nicht nur auf der Treppe.“
Im Rahmen der Feierlichen Immatrikulation wurde auch in diesem Jahr der Carl-Georg-Weitzel-Preis vergeben. Gestiftet und verliehen vom Förderverein der Hochschule Mittweida für herausragende Abschlussarbeiten soll er auch den neuen Studenten als Anreiz für ihre eigene akademische Laufbahn dienen. In diesem Jahr wurde der Absolvent Dirk Linnemann für seine besonders innovative Masterarbeit mit dem Titel „Neugestaltung des Gesamtprozesses Härten von Kurbelwellen unter dem Gesichtspunkt der Energie- und Ressourceneffizienz“ ausgezeichnet. Der Vorsitzende des Förderkreises Prof. Michael Hösel lobte Linnemann für seine interdisziplinäre Herangehensweise, die normalerweise langjährige Berufserfahrung voraussetze.
Historisch begann es, historisch sollte es auch weitergehen: An die Feierliche Immatrikulation schloss sich der "Historische Techniker-Bummel" an. Der sollte an daran erinnern, dass die Studenten des früheren "Technikums", dem Vorläufer der Hochschule, von hundert Jahren regelmäßig nach der letzten Vorlesung in die Stadt mit ihren sechzig Wirtshäusern zogen. Dass dieser Zug durch die Stadt wie sein Vorbild feucht-fröhlich wurde, dafür sorgte allein leider schon ein heftiger Regen.