Nicht alles hat mindestens zwei Seiten

Nicht alles hat mindestens zwei Seiten

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Möbiusband-Skulptur auf dem Technikumplatz steht für Wissenschaft und gute Zusammenarbeit von Hochschule und Hochschulstadt mit der Zwingerbauhütte Dresden.

Festlich und freudig enthüllt zum 150. Geburtstag der<br>Hochschule Mittweida: die Möbiusband-Skulptur,<br>gefertigt von der Zwingerbauhütte Dresden.

Das Spiegelzelt ist weg, aber neben den Erinnerungen der vielen Mitwirkenden und Besucher des Hochschuljubiläums bleibt ein Kunstwerk in der Hochschulstadt, das am Fest-Samstag feierlich enthüllt wurde. Am ansteigenden Technikumplatz unterhalb des Hauptgebäudes der Hochschule steht das Kunstwerk, ein Möbiusband aus Sandstein, etwas über einen Meter im Durchmesser auf einer 1,7 Meter hohen ovalen Säule - Ergebnis monatelanger Arbeit von Hans Seliger, Steinmetz-Auszubildender an der Zwingerbauhütte in Dresden.  

Rektor Ludwig Hilmer freute sich mit zahlreichen Gästen des Jubiläums auf die Enthüllung:  „Noch ist es ein Geheimnis, aber es erklärt die Zusammenarbeit von Zwingerbauhütte, Hochschule und Hochschulstadt und den Menschen, die hier leben.“

Zur Zusammenarbeit kam es über das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB), das sowohl für die Zwingerbauhütte als auch für die Hochschulgebäude zuständig ist.  Eine Aufgabe der Zwingerbauhütte sei die Lehrausbildung zum Steinmetz und Bildhauer, so Hütten-Meister Ralf Schmidt. Für die anspruchsvolle Ausbildung suchen die Lehrmeister interessante Aufgaben auch außerhalb der Restaurierung und Instandhaltung. Meister und Auszubildender entwickelten so die Idee für die Hochschule und stellten im vergangenen Jahr einen ersten maßstabsgerecht verkleinerten Entwurf aus Ton vor, der bei SIB, Hochschule und Stadt gut ankam.

Danach konnte sich Hans Seliger an die Arbeit machen, fertige zunächst ein Gasbeton-Modell in Originalgröße, das ab Jahresbeginn Vorlage für die Bearbeitung mit Hammer und Meißel des zunächst noch rund 1,2 Tonnen schweren Sandsteinblocks war.

In Mittweida galt es in der Zwischenzeit den optimalen Standort auf dem Technikumplatz zu finden. Oberbürgermeister Ralf Schreiber: „Wir waren sofort begeistert. Und wir haben den richtigen Platz ausgesucht.“ Am Technikumplatz begegnen sich Hochschule und Stadt räumlich. Im Geburtsort des Bildhauers  Johannes Schilling, der in Dresden unter anderem die Quadriga der Semperoper und das Reiterstandbild für König Johann von Sachsen schuf, sei so wieder eine Verbindung zu den heutigen Dresdner Bildhauern der Zwingerbauhütte geschaffen worden.

Für Kanzlerin Sylvia Bäßler ist das Möbiusband ein Symbol für die Menschen, die die Hochschule ausmachen: „Absolventen, Mitarbeiter, Professoren, Studenten  - wir schließen einen Kreis und schließen die Bürger und die mit uns verbundenen Institutionen der Hochschulstadt ein.“

Dabei ist ein Möbiusband kein gewöhnlicher Kreis oder Ring. Es entsteht dadurch, dass ein Band mit beiden Enden ringförmig zusammengefügt wird, ein Ende aber vor dem Zusammenkleben um 180 Grad verdreht wird. Das Möbiusband hat so keine Ober- oder Unterseite und nur eine Kante.

Die vielen Bezüge zur Wissenschaft erläuterte Professor Thomas Villmann, Mathematiker an der Hochschule Mittweida: „Nicht alles hat mindestens zwei Seiten. Das Möbiusband hat nur eine Seite, Das Möbiusband finde sich unter anderen in der Kunst und in den Sozialwissenschaften, stehe dort für Unendlichkeit und Wiederholung. In der Technik seien Antriebsriemen und Förderbänder so konstruiert, damit sie gleichmäßiger abgenutzt werden. In der Biologie gebe es Proteine, die sich wie Möbiusbänder falten.

Text: Helmut Hammer
Fotos: André Wirsig (1, 6-10), Helmut Hammer (2-5)